Dienstag, 6. Januar 2009

Seid gegrüßt, Reisende, im schönen Land Jarameskien!

Habt ihr ein wenig Zeit? Dann möchte ich euch auf eine Reise entführen. Sie führt euch in das ferne Land 'Jarameskien'. Sucht nicht in euren Atlanten und Karten, ihr werdet dieses Land nicht finden. Es befindet sich auf einer Insel, weit im Meer gelegen und nur die ältesten und erfahrensten Kapitäne segeln dorthin. Die Jarameskier sind ein sehr eigenbrötlerisches Volk, dass sich meist nur um seine eigenen Angelegenheiten kümmert und sich nicht um die Welt jenseits der Ufer ihrer Insel schert. Dies können sie sich auch erlauben, denn Jarameskien ist der alleinige Lieferant für Zucker.
Jahrhundertelang hat sich niemand für die merkwürdigen Bewohner dieser sagenumwobenen Insel interessiert, solange nur die Schiffe jedes Jahr pünktlich mit gefüllten Laderäumen zurückkehrten. Doch nun scheint etwas geschehen zu sein. Die Flotte des Tuzreck Eubran, des noch jungen Königs der Vierländer, kehrte rat- und warenlos zurück! Die Kapitäne berichten von leeren Häfen der Insel und die Seeleute murmeln düstere Gerüchte über finstere Machenschaften, die sich in Jarameskien ausbreiten.
Der König ist bestürzt. Das Volk musste seit ungezählten Generationen nicht mehr auf Süßspeisen und Naschwerk verzichten. Unsicher, wie er dieser nie dagewesenen Krise begegnen soll, berät er sich mit einem engen Vertrauten, einem Freund aus jüngsten Jahren. Gamion, der Streuner. Gamion, der Schurke. Gamion, der Sagenheld. Viele Namen wurden ihm gegeben, doch für den König trägt er keine Titel. Er schleicht für seinen Herrscher durch die Schatten der dunklen Gassen und entreisst ihnen ihre Geheimnisse, auf dass dem Herrn der Vierländer kein Unheil aus ungesehenen Richtungen droht.

"Gamion, mein Freund, ich weiss nicht weiter. Allein die Vorstellung, dem Volk diese Nachricht zu unterbreiten, lässt mir kalten Schweiss auf die Stirn treten. Kein Zucker für ein Jahr? Es wird ein Aufruhr werden. Vielleicht sogar Rebellion! Jedes Schiff habe ich dreimal durchsuchen lassen, aber nicht einen Krümel Süßware haben die Soldaten gefunden. Aber wenn die Kapitäne die Wahrheit sprechen und Jarameskien die Welt vergessen hat, was sollen wir dann nur tun?"
Gamion, der Spion des Königs der Vierländer flegelt sich tiefer in einen bequemen Ledersessel.
"Jarameskien kann uns nicht einfach so vergessen, mein König. All die Jahre haben sie unseren Stahl, unser Gold und unsere Geschmeide gekauft. Ich glaube nicht daran, dass die Berge Jarameskiens jahrhundertelang solche Schätze bargen und die Bewohner der Insel sie nicht gefunden haben. Nein, es muss etwas anderes geschehen sein. Vielleicht wurde ihr Herrscher gestürzt? Unstimmigkeiten gibt es in jedem Volk einmal. Vielleicht waren die Jarameskier einfach zu beschäftigt, um die übliche Abordnung zu ihren Häfen zu schicken." Gamion greift nach einem kunstvoll geschliffenen Glas und trinkt einen Schluck des klar schimmernden Wassers. "Wir sollten nicht in übereilte Hektik verfallen. Lass mich nach Jarameskien segeln. Ich werde als Botschafter reisen und den Grund für diese Verwirrung finden. Liegen unsere Schiffe noch im abgesperrten Königshafen?"
Der König nickt und wischt sich mit einem Ärmel seiner Robe den Schweiss von der Stirn. "Ja, auch die Seeleute sind noch nicht aus der Festung gelassen worden. Niemand ausserhalb der königlichen Mauern weiss etwas."
"Sehr gut.", brummt Gamion. "Dann belasse das so. Sag dem Volk, dass auf den Schiffen eine Krankheit ausgebrochen ist und man die Ladung erst verteilen kann, wenn sichergestellt ist, dass man sich daran nicht anstecken kann. Einige Wochen werden sie warten können. Ich mache mich mit der Abendflut auf den Weg."
Gamion trinkt sein Wasser aus und erhebt sich aus dem Sessel. Geschwind packt er einige Dinge ein. Er ist es gewohnt, schnell auf Reisen gehen zu müssen. Am Hafen angelangt lässt er eine Pinasse wieder reisefertig machen. Gerade hilft er den Matrosen beim Lösen der Taue, als ein Bote des Königs keuchend vor ihm zum Stehen kommt.
"Herr Gamion, der König überbringt euch die besten Wünsche für eure Reise. Er hat einige Dinge aus der Schatzkammer holen lassen und bittet euch, einen dieser Gegenstände als Hilfe mitzunehmen."
Gamion lächelt und schaut neugierig, was sein Freund der König ihm zur Wahl geschickt hat. Ein kunstvoll gearbeitetes Schwert, dessen scharf geschliffene Klinge in den Strahlen der Abendsonne erhaben rot leuchtet. Ein schlicht wirkender Umhang, jedoch gewebt aus feinster dunkelgrüner Seide. Eine lederne Schriftrolle, gefüllt mit seltsamen Zeichen in der Schrift der altehrwürdigen Weisen. Was soll er nur mitnehmen?

Ja liebe Leser. Welche Wahl wird Gamion treffen? Rasch, sagt es mir!

7 Kommentare:

  1. Ich wäre für den Umhang...denn Kleider machen Leute!

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  2. Ich würde das kunstvoll gearbeitete Schwert wählen, welches mich vor Feinden schützen soll... oder sich vielleicht durch andere wichtige Dinge eintauschen lässt!

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  3. Bisher herrscht Gleichstand. Ich kann nicht bestimmt sagen, wie lange ich auf neue Kommentare warten werde, aber bis morgen Abend auf jeden Fall. Ich bin sehr gespannt! Vielen Dank an die ersten Teilnehmer!

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  4. Ah, ein interaktives Lesevergnügen!
    Ich würde sagen den Umhang. Kein Spion ohne Umhang! ;-)

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  5. Nun, auch wenn ich zu spät bin, ich würde auch den Umhang nehmen... :-)

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  6. Sie kommen nicht zu spät, ich bin leider etwas in unerwarteter Arbeit begraben worden. Die Wahl ist also getroffen, wunderbar! Demnächst geht es weiter. :o)

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